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Spiritualität im Alter

Was ist Spiritualität und welche Bedeutung hat sie für das Alt-Werden?

Spiritualität ist eine Gegenbewegung zum „Aktiv-sein–müssen“ bis ins hohe Alter und bietet eine Alternative zu einem leistungsorientierten Altersbild. „Obwohl wir wissen, dass Selbstständigkeit verloren gehen kann, dass man auf Hilfe angewiesen sein wird und das Leben begrenzt ist, kann Spiritualität im Alter helfen, den Blick und die aktive Gestaltung des Lebens auf eine erfüllende Gegenwart zu richten“, so Barbara Hedtmann von der Koordinationsstelle Erwachsenenbildung/Seniorenarbeit im Evangelischen Regionalverband Frankfurt. Auch der Sechste Altenbericht zur Lage der älteren Generation in der BRD sieht Spiritualität als wichtige Ressource zur positiven Lebensbewältigung im Alter .

Schon Martin Luther hat – wie viele andere – den Leitaspekt einer christlichen Deutung des Älterwerdens umgekehrt: „Mitten im Leben sind wir im Tod. Kehr`s um: Mitten im Tod sind wir im Leben.“ Damit kommt allem menschlichen Leben eine eigene unverlierbare Würde zu, die nicht daran gebunden ist, dass Potenziale umgesetzt werden müssen. Dies gilt insbesondere für alte Menschen, die nach außen nicht mehr so aktiv sein können. Sie erfahren durch ein spirituelles Bewusstsein eine hohe Achtung für sich selbst und auch durch andere. Denn die verborgenen Kräfte können es sein, die eine stärkende Wirkung auf das Leben und die Gemeinschaft haben und ein wertfreies Miteinander fördern.

Die Frage, ob Glaube im Alter zunimmt, ist abhängig von der Frage, welche Bedeutung Spiritualität und Glaube in den bereits abgeschlossenen Lebensphasen hatte. Wenn Alter bedeutet, sich mit der Begrenzung und Unvollkommenheit des Lebens auseinanderzusetzen, dann werden Menschen, die an die Existenz Gottes glauben, diese Fragen im Kontext ihrer Glaubenserfahrungen stellen.

Der Rückblick auf das Leben im Glauben mit der Fragestellung „Was hat mich durch Krisen getragen?“ kann auch Wegweiser und Antwort sein für die Bewältigung der letzten Lebensfragen. Darum ist es wichtig, diese Erfahrungen zur Sprache zu bringen. Dies kann beispielsweise über spirituelle Biografiearbeit wie sie die Koordinationsstelle anbietet geschehen. Die so gewonnenen Ergebnisse können sich als großer persönlicher Schatz erweisen.

Die Weitergabe dieser authentischen Glaubens- und Erfahrungsschätze der Alten kann das gegenwärtige Gemeindeleben bereichern. Die Koordinationsstelle bietet beispielsweise das Projekt „Generationen im Glaubendsdialog“ für evangelische Kirchengemeinden an, in dem Alt und Jung in einen Dialog über die Frage treten „Wie kann eine lebendige Spiritualität, ein lebendiger Glaube durch „gute und schlechte“ Tage tragen?“. Noch gibt es sie in den Gemeinden die ganz Alten, die frommen und weisen Frauen und Männer in den Gottesdiensten, den Seniorentreffs, bei den Konfirmationsjubiläen, aber auch in den Heimen oder zu Hause, die den Weg nach draußen nicht mehr schaffen. „Ihre Spiritualität und Glaubenserfahrungen sollten als ein besonderer Schatz „gehoben“ werden, weil sie Antworten auf existenzielle Lebenserfahrungen geben“, so Hedtmann.

Im Gespräch mit den „jüngeren Alten“, der kommenden Generation der Goldenen Konfirmanden und Konfirmandinnen, Pfarrern und Pfarrerinnen, Gemeindepädagogen und Gemeindepädagoginnen deutet sich an, dass es dieses tiefe Verwurzeltsein in einer christlichen Glaubenstradition immer weniger geben wird. Spiritualität wird in diesen Generationen auch in anderen Feldern gesucht. So gewinnen die Antworten dieser „jungen Alten“ auf existentielle Lebensfragen wiederum Bedeutung, wenn es um die Bewältigung ihrer letzten Lebensphase geht. Daher sollten auch sie ernst genommen und zur Sprache gebracht werden.

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